Webwecker Bielefeld: studisbiberstein

Studierendenparlament fordert Konsequenzen (17.12.2003)



Das Studierendenparlament Stupa der Universität Bielefeld fordert Konsequenzen aus der Diskussion um antisemitische Literatur in der Universitätsbibliothek. In ihrer Sitzung am 11. Dezember stimmten die Studierendenvertreter mit großer Mehrheit für einen entsprechenden Antrag des Allgemeinen Studierendenausschusses. »Das Rektorat soll umfassende Untersuchungen des Medienbestandes in der Bibliothek anstellen und Medien mit antisemitischen, rassistischen und/oder faschistischen Inhalten nicht mehr öffentlich zugänglich machen«, heißt es in der Resolution. Für wissenschaftliche Zwecke solle die entsprechende Literatur allerdings weiterhin zur Verfügung stehen.

Auslöser für den Beschluss des Stupa war ein Bericht des WebWecker daüber, dass in der Universitätsbibliothek rechtsextreme Literatur frei zugänglich ist. Darunter sind auch Bücher, die auf dem Index der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien stehen. Diese dürfen Jugendlichen nicht zugänglich gemacht werden.

In der Resolution thematisieren die Studierendenvertreter auch den Umgang des Rektorats mit dem Buch »Jüdischer Bolschewismus – Mythos und Realität« des Bibliothekars Johannes Rogalla von Bieberstein (WebWecker berichtete). Die Leitung der Universität hatte sich in einer kurzen Stellungnahme zwar von Gedankengut in dem Buch distanziert, »das den Eindruck erwecken kann, dass Vorgänge in Russland, an denen Menschen jüdischer Herkunft beteiligt waren, mit dem nationalsozialistischen Genozid gleichzusetzen seien oder ihn gar nachvollziehbar machen.« Das Stupa kritisiert die Presseerklärung jedoch als »dürftig« und wünscht »nachdrücklich eine ausführlichere Stellungnahme.« Diese solle angemessen veröffentlicht werden, zum Beispiel auf der Homepage der Universität. Auf der ist die Pressemitteilung des Rektorats von Ende November entgegen sonstiger Gepflogenheiten nicht zu finden.

Die Diskussion um Antisemitismus in der Universität begann, als bekannt wurde, dass das Buch Biebersteins dem CDU-Abgeordneten Martin Hohmann die Munition für seine antisemitische Rede zum Tag der deutschen Einheit lieferte.