Webwecker Bielefeld: biebersteintrost01

Rechter Trost für Bieberstein (21.04.2004)




Deutschland, großes Vaterland in den Grenzen von 1937.
Das Logo des ›Bundes Junges Ostpreußen‹





Im November erschütterte der Skandal um das Buch »Jüdischer Bolschewismus – Mythos und Realität« des Uni-Bibliothekars Johannes Rogalla von Bieberstein die Universität Bielefeld. Wie jetzt bekannt wurde, suchte der daraufhin Trost bei rechten Kameraden rund um den »Bund Junges Ostpreußen«.

Von Mario A. Sarcletti

Während an der Uni Bielefeld im vergangenen November eine heftige Debatte um sein Buch »Jüdischer Bolschewismus – Mythos und Realität« wegen des Vorwurfs des Antisemitismus entbrannte (WebWecker berichtete), reiste dessen Autor, Uni-Bibliothekar Johannes Rogalla von Bieberstein, nach Bad Pyrmont. Dort wollte er offensichtlich vor Gleichgesinnten sein Leid über das klagen, was die emeritierte Professorin der Universität Ruth Römer, in einem Brief an das Rektorat als »linksfaschistische Menschenjagd« bezeichnete.

Auf der Seite des »Bundes Junges Ostpreußen« (BJO) im Internet, oder »Weltnetz« ,wie es bei der Nachwuchsorganisation der »ostdeutschen« Landsmannschaften heißt, liest sich der Besuch so: »Zu Wort kam auch der überraschend angereiste Autor Johannes Rogalla von Bieberstein, der außerhalb des offiziellen Programms über Angriffe gegen seine Person im Zusammenhang mit der Affäre um den CDU-Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann berichtete«, beschreiben die jungen »Heimatvertriebenen« den Auftritt Biebersteins (http://www.ostpreussen-info.de ). Hohmann hatte sich bei seiner Rede zum Tag der deutschen Einheit explizit auf Biebersteins Buch bezogen.

Mit dem »offiziellen Programm« meint der BJO ein Seminar zum Thema »Weltordnung und Völkerrecht nach dem Irakkrieg«, das er gemeinsam mit der Studienstiftung Weikersheim und der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft (SWG) im »Ostheim« des BJO in Bad Pyrmont veranstaltete. Die beiden Organisationen gelten als Schnittstelle der so genannten Neuen Rechten mit dem rechten Rand. So lud die von Hans Filbinger, der wegen Todesurteilen als Marinerichter und Staatsanwalt im Dritten Reich 1978 als Ministerpräsident von Baden-Württemberg zurücktreten musste, gegründete Studienstiftung immer wieder bekannte Rechtsextremisten zu Vorträgen ein.

Die Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft tat sich besonders in der Agitation gegen die Ausstellung »Verbrechen der Wehrmacht« hervor und lobte mehrfach Biebersteins Buch. Ihr Kommentar zu dem Werk, das die Verbindungen zwischen Menschen, die Bieberstein als jüdisch klassifiziert, und der Oktoberrevolution zu beweisen sucht: »Die Vergleichbarkeit der Haltung vieler Juden zum Bolschewismus mit der Haltung vieler Deutscher zum Nationalsozialismus liegt auf der Hand.«

Geleitet wurde die Tagung in Bad Pyrmont, die laut BJO »insbesondere die junge Generation« ansprach, von Reinhard Uhle-Wettler von der SWG. Referent war unter anderem Hans Heckel von der Preußischen Allgemeinen Zeitung, als Teilnehmer meldet der BJO auch Dirk Bavendamm. Der kennt sich mit Kriegen aus, unter anderem zeigte er das in einem Buch, in dem er den Zweiten Weltkrieg als Roosevelts Krieg darstellt. »Der Zweite Weltkrieg in politischer Perspektive – das ist Hitlers Krieg«, schreibt er in einem Artikel auf der Internetseite der SWG. »Der Zweite Weltkrieg aus historischer Perspektive – das ist Roosevelts Krieg«, beschreibt Bavendamm seine Sicht der Geschichte.