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Dein Club, Deine Heimat, Deine Geschichte? (Teil 3)



Für Heinrich war und ist der DFB ein »in hohem Maße autonomes Mileu«. Das feste nationalkonservative Wertgefüge hatte ausreichend Schnittmengen mit dem Nationalsozialismus, und es konnte sich dann problemlos in die Bundesrepublik einfügen. Zwar wurden viele Funktionäre nach 1945 überprüft, sie beendeten diese sogenannten Entnazifizierungsverfahren aber in der Schublade ›Mitläufer‹ und durften weitermachen.

Das Soziotop DFB zeigt dabei bis heute eine hohe Beständigkeit. »In anderen gesellschaftlichen Bereichen gab es zumindest einen nachholenden Personalaustausch«, sagt Heinrich und meint wohl zum Beispiel den Bildungs- und Justizbereich, wo nach 1968 Kontinuitäten aufgebrochen wurden. Nicht so im DFB: »Dass der heutige DFB-Präsident Meyer-Vorfelder heißt, spricht Bände«, sagt Heinrich. Der sei selbstverständlich kein Rechtsradikaler, mache aber, getreu der seit Adenauer existierenden Integrationslinie, Angebote nach rechts. So mit seinem öffentlich geäußerten Gedanken, er halte auch die erste Strophe des Deutschlandliedes für aufführbar.

Gespannt ist Heinrich – »ich habe ein gespaltenes Verhältnis zum DFB« – auf die Aufarbeitung der NS-Geschichte, die der DFB nun selbst in Auftrag gegeben hat. Bis 2006, pünktlich zur Fußball-WM, soll das Werk auf dem Tisch liegen. Heinrich ist allerdings mißtrauisch, was das Ergebnis anbelangt. Heinrich ordnet den vom DFB beauftragten Historiker Nils Havemann konsverativ ein, »Der ist schon beim Historikerstreit Ernst Nolte zur Seite gesprungen«, erinnert er sich an den Konflikt Mitte der 80er Jahre um eine Normalisierung der deutschen Geschichte. Eine These, die der Historiker Ernst Nolte damals vehement befürwortete. Die Kernpunkt des Streites damals: War der Massenmord an den Juden überhaupt »einmalig«?

Von Arthur Heinrich ist auch ein Buch zum Thema erschienen: Der Deutsche Fußball-Bund. Eine politische Geschichte. Papy Rossa Verlag, 2000. ISBN: 3-89438-194-9, 15,20 Euro