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Ungebetene Gäste (10.03.2004)




Bevölkerungswandel der anderen Art: Antifaschisten und Antifaschistinnen bevölkern die Veranstaltung der Burschenschaft Normania-Nibelungen



Am vergangenen Mittwochabend veranstaltete die Burschenschaft Normannia-Nibelungen einen Vrotragsabend zum Thema Bevölkerungspolitik. Es kam zwar viel Volk, glücklich waren die Burschen darüber aber nicht


Von Robert Schwarz

So viele Besucher konnten die Männer von der Burschenschaft Normannia-Nibelungen »auf« ihrem Haus, wie sie sagen, schon lange nicht mehr begrüßen. Das letzte Mal, als der Raum im Erdgeschoss an der Schlosshofstrasse so voll war, hatte die schlagende Studentenverbindung vor einigen Jahren einen echten Promi eingeladen, NPD-Anwalt Horst Mahler zog auch Neonazis wie Meinhard Otto Elbing an.

Auch am vergangenen Mittwoch war mindestens ein Vertreter der rechtsextremen Partei in der Schlosshofstrasse zugegen. »Die sind in der Übermacht«, teilte der junge Mann per Handy einem Gesprächspartner mit, als Angehörige der Antifa in mehreren Gruppen das Haus betraten. Grund für den Besuch war ein Vortrag mit dem Titel »Bevölkerungswandel, Bevölkerungspolitik und Zeitgeist«. Redner war der Privatdozent Volkmar Weiss von der Universität Leipzig, ein Genetiker, der sich vor allem mit der These von einem Intelligenzgen beschäftigt.

Weiss behauptet, dass Intelligenz erblich und in unterschiedlichen Ländern unterschiedlich verteilt sei. Die höchsten Intelligenzquotienten entdeckt er in Europa und Asien, die niedrigsten in Afrika. Wo solche Thesen politisch zu verorten sind, weiß er selbst: »Wer politisch links steht, wird sagen: Alle Menschen sind gleich,.Unterschiede werden durch die Schulbildung und die unterschiedliche materielle Startbedingung erzeugt. Wer politisch rechts steht, wird sagen, die Menschen sind ungleich«, heißt es in einer seiner vielen Publikationen. Diese Ungleichheit entdeckt Weiss auch in Deutschland.

Zu Beginn der Veranstaltung werden Kopien einer Deutschlandkarte durchs Publikum gereicht. Nach der ist vor allem in Bayern die Intelligenz überdurchschnittlich, in Teilen von Brandenburg und Sachsen-Anhalts hingegen weit unterdurchschnittlich. Die Konsequenzen dieser Ungleichheit machte er unter anderem in einem Interview mit der rechtsextremen Wochenzeitung »Junge Freiheit« klar: »Die linke Ideologie, aus jedem alles machen zu können, ist utopisch«, stellte er im Jahr 2001 fest. Allerdings gibt sich Weiss tolerant gegenüber angeblich weniger intelligenten Menschen: »Diejenigen, die nicht für das Abitur geboren wurden, sind keine schlechteren Menschen. Sie sollten aber ihren Neid ablegen und akzeptieren, dass die Leistungsfähigeren auch mehr verdienen«, fordert er.

In dem JF-Interview äußert er sich auch zu den Gründen für das angeblich sinkende Bildungsniveau in Deutschland. Einer ist für ihn die »unqualifizierte Einwanderung«. Wie dem Problem begegnet werden kann, ist für Weiss aber auch klar: »Nüchtern betrachtet müsste man die Einwanderung stärker über die deutschen Interessen definieren, indem man ganz konkret mehr qualifizierte Einwanderer anstelle von Wirtschaftsflüchtlingen ins Land lässt.«

Mit solchen Äußerungen befindet sich Weiss ebenso wie Burschenschaften an der Schnittstelle zwischen dem rechten Rand der Union und Rechtsextremen. Da passt es denn auch gut, dass er Referent einer weiteren solchen Schnittstelle, der »Gesellschaft für Freie Publizistik«, ist und auf seiner Homepage auf »Genius« verweist, einer nationalliberalen Gruppierung am rechten Rand der österreichischen FPÖ, für die auch eine der zentralen Figuren der »Neuen Rechten«, Alain de Benoist, schreibt.