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Tausendfacher Protest gegen Naziaufmarsch (03.03.2004)



Naziaufmarsch
Massive Polizeiabsperrungen schirmten die Nazis vor den Gegendemonstranten ab





Am vergangenen Samstag marschierten knapp zweihundert NPD-Anhänger durch Osnabrück. Mehr als 3000 Polizeibeamte passten gut auf. Denn auf den Straßen Osnabrücks wollten mehrere Tausend Demonstranten den Nazi-Aufmarsch nicht einfach so hinnehmen.




Von Mario A. Sarcletti

»Die Passanten haben uns angeglotzt wie Schwerverbrecher«, schimpft ein Bielefelder Antifaschist auf dem Neumarkt in Osnabrück. »Und man fühlt sich auch so«, beschreibt der stämmige Student, wie es für ihn war, als er mit gut einem Dutzend weiterer Antifa-Aktivisten direkt am Bahnhof der Stadt von fast doppelt so vielen Polizeibeamten erwartet und zur Auftaktkundgebung der Demonstration gegen den NPD-Aufmarsch eskortiert wurde.

Dabei hatte seine Gruppe noch Glück, dass sie ohne Zwischenfälle Osnabrück erreichte. Eine Gruppe Antifa-Aktivisten traf bei der Anreise in Bad Oeynhausen auf Angehörige der Freien Kameradschaft Weserbergland, es kam - so die Osnabrücker Polizei - zu einer »körperlichen Auseinandersetzung« als die Antifaschisten die Kameraden am besteigen des Zuges hindern wollten. Augenzeugen berichten, dass sich unter den Rechtsextremisten, die den Zug besteigen wollten, auch der ostwestfälische NPD-Bezirkschef, der Mindener Manfred Gutsche, befand. Er gilt als Referent für »innere Sicherheit« im Landesvorstand der Partei.

In Osnabrück hatten sich vor dem Stadttheater bei Schneetreiben mehrere Tausend Menschen versammelt, um gegen den NPD-Aufmarsch zu protestieren. Der ist Teil einer Kampagne des niedersächsischen Landesverbandes der Partei unter dem Motto »Heimreise statt Einwanderung, denn deutsche Kinder braucht das Land«. Osnabrück wählte die NPD, weil hier mit einem NPD-Haus in Harderberg und einem Jugendzentrum, in dem akzeptierende Jugendarbeit betrieben wird, Zentren für eine erstarkende Naziszene existieren. Außerdem streben die niedersächsischen Rechtsextremisten nach Informationen der Antifaschistischen Aktion Osnabrück eine stärkere Vernetzung mit den Freien Kameradschaften in OWL an.

Während allerdings dem NPD-Aufruf nur etwa 200 Rechtsextreme folgten, nahmen an der Demonstration des breiten Bündnisses gegen den Aufmarsch – neben dem DGB gehörten dem unter anderem Grüne, SPD, christliche Organisationen und die Antifa Osnabrück an – etwa 3000 Menschen teil. Genauso viele Beamte der Polizei aus sechs Bundesländern schützten mit Wasserwerfern, Hunde- und Pferdestaffeln, Pfefferspray- und Knüppeleinssatz den Zug der Neonazis, ein Hubschrauber kreiste permanent über der »Friedensstadt«. Die Polizei sperrte für den Aufmarsch Teile der Innenstadt, unter anderem war der Verkehrsknotenpunkt Neumarkt, an dem auch viele Buslinien halten, stundenlang nicht passierbar.

Als die Demonstration gegen Rechts den Ort der Abschlusskundgebung nahe des Osnabrücker Schlosses gegen 11.30 Uhr erreichte, kam es zu ersten Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Demonstranten, als diese versuchten eine Polizeiabsperrung zu durchbrechen. DGBler mit Megaphon versuchten die vor allem jugendlichen Demonstranten dazu zu bewegen, an der offiziellen Abschlusskundgebung mit Kulturprogramm teilzunehmen. Die wollten allerdings großteils lieber versuchen, sich der ausländerfeindlichen Demonstration entgegenzustellen.