Webwecker Bielefeld: tabak03

Gut und Böse (Teil 3)



Gemütlichkeit. Noch so ein Begriff, der mit dem Rauchen verbunden ist. Die Ausstellung zeigt das passende Interieur: Vom historischen Möbel, der Pfeifenvitrine bis hin zum riesengroßen Raucherbanner. Doch immer war Rauchen auch umstritten: Die Debatte um die Glimmstengel ist so alt wie die Einführung in Europa. 1634 untersagte der Zar von Russland das Rauchen mit der Drohung, Rauchern die Nase abschneiden zu lassen.





Auch heute wird Rauchen global zurückgedrängt: In Irland boomt das Vordachgewerbe, weil die Pubbesitzer für ihre Gäste – in der Mehrzahl notorische Raucher – draußen Raucherecken einrichten müssen. Drinnen geht nichts mehr. In New York gibt es inzwischen Raucherklubs. Die und der allabendliche Exodus über die Staatsgrenze sind inzwischen die einzigen Rauch-Möglichkeiten für New Yorker außerhalb ihrer eigenen vier Wände oder der Straße. Und selbst in der Provinz zeigt sich der Wandel: Pafften in den 1970er Jahren die Studierenden noch munter drauf los – wohlgemerkt auch in den Seminarräumen und in der Bibliothek mit all ihren Schätzen – ist dies heute unvorstellbar: Die Spezies der Raucher pausiert heute geballt auf einer sogenannten Rauchergallerie.





Die aktuelle Tabakausstellung im Bünder Museum zeigt auf begrenzter Fläche ein Maximum an bebilderter Geschichte, lädt hier und da sogar zum mitmachen ein. Zum Schluß bleibt eine Erkenntnis: Im Rauchen spiegelt sich über die Epochen gesellschaftliche Entwicklungen samt ihrer Diskurse: Sie haben sich eben nicht in Rauch aufgelöst. Vielmehr machen sie den, der den blauen Dunst zu lesen versteht, zum Wissenden. So lohnt ein Besuch der Ausstellung in jedem Fall. Dies gilt explizit auch für diejenigen, die dem Rauchen
so gar nichts abgewinnen können.


Die Ausstellung ist vom 5. September bis zum 24. Oktober im Museum Bünde, Doberg-Gebäude, zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags, 10 bis 18 Uhr. Eintritt: 2 / 1,50 Euro. Mehr Informationen: www.museum-buende.de oder fon: 05223-793300

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