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Von Ostwestfalen nach Oaxaca (15.09.2004)







Angeregt vom ›frauenkunstforum-owl‹ gründeten Künstlerinnen im mexikanischen Oaxaca eine Schwesterorganisation. Jetzt sind Werke der Künstlerinnengruppe »guenda« in der Universitätsbibliothek zu sehen.



Von Mario A. Sarcletti

»Es gibt viele Mexicos«, sagt die Soziologin Barbara Jantzen vom Zentrum für interdisziplinäre Forschung bei einer Veranstaltung im Rahmen der Ausstellung »Reise ohne Entfernung«, die noch bis zum 24. September im Bauteil C1 der Universitätsbibliothek zu sehen ist. »Das indigene Mexico, das zerrissene Mexico, das mestizische Mexico, das urbane Mexico und so fort«, nennt Jantzen Beispiele für diese Vielfalt.

So unterschiedlich wie das Land sind auch die Werke der Künstlerinnen, die zur Gruppe »guenda« gehören. »Das ist das Spannende an der Ausstellung, dass man die verschiedenen Mexicos sieht«, findet Irene Below, die die Ausstellung in der Universitätsbibliothek mitorganisierte. Neben Acryl-Malereien hängen da Schwarzweiß-Fotos, gegenüber bunte Bilder mit Comic-Elementen, daneben strahlen die Farben von Stickereien. Gemeinsam ist den Künstlerinnen eines: Dass sie eben Künstlerinnen, also Frauen sind. Im vergangenen Jahr gründeten sie die Gruppe »Guenda«, in Bielefeld sind Arbeiten von zehn Künstlerinnen zu sehen. Fünf sind Mexikanerinnen, vier US-Bürgerinnen, eine ist Schwedin, alle leben oder lebten in Oaxaca. Ihr Vorbild war das 2001 von Irene Below mitgegründete frauenkunstforum-owl, die in Harsewinkel lebende mexikanische Malerin Sandra Garfias übertrug die Idee Künstlerinnen zu vernetzen in ihr Herkunftsland. Sie entdeckte, dass auch dort überwiegend männlichen Künstlern Gelegenheit gegeben wird, ihre Werke zu präsentieren.

Seit 1982 lebt Garfias in Deutschland, hier malte sie vor allem Motive, die an die vorkoloniale Vergangenheit erinnern. »Ich betone, ich bin Zapotekin«, begründet sie das vor einem freskenhaften Bild, das Maya zeigt und auch so heißt. Die Sprache, die sie schön findet, und die kolonialen Bauten hätte Mexico von den Spaniern. »Der Rest gehört uns«, verkündet Garfia mit Stolz in der Stimme. »Indigenas sind in Mexico überall zu sehen«, erklärt sie.

Das Hauptmotiv in den Kunstwerken von Guenda sind Frauen. So präsentiert Rowena Galavitz, US-Bürgerin, die seit über zehn Jahren in Oaxaca lebt, Bilder und Objekte über weibliche Heilige. Die entsprechen jedoch weniger den herkömmlichen Heiligendarstellungen, es sind, wie Sandra Garfias sagt, »Heilige im feministischen Stil«. So ist das Objekt »Die Blume von Maria Goretti« ein Kästchen, geschmückt mit allerlei Herzchen, Röschen und Täubchen. Im Inneren des Kästchens befindet sich die »Blume« der Heiligen, eine stilisierte Vagina. Goretti wurde heilig gesprochen, weil sie 1902 bei einer versuchten Vergewaltigung ermordet wurde, aber dem Täter verzieh.

Frauen, die nicht Opfer sondern starke Persönlichkeiten sind, zeigen die beiden Fotografinnen Marta Toledo und Marcela Taboada Avilés. »Ungewöhnlich«, nennt Irene Below diese »selbstbewusste und zugleich selbstverständliche Thematisierung weiblicher Lebenszusammenhänge und weiblicher Stärke« in ihrer Rede bei der Ausstellungseröffnung.

Die Kooperation zwischen dem frauenkunstforum-owl und Guenda soll auch nach der Ausstellung weiter gehen. Ostwestfälische Künstlerinnen wollen mit den gezeigten Werken in einen Dialog treten, die Ergebnisse dieser Auseinandersetzung sollen im November in der Region gezeigt werden.


Die Ausstellung von Guenda ist täglich von 8 Uhr bis 22 Uhr in der Universitätsbibliothek zu sehen, für Gruppen kann eine Führung unter folgender Mail-Adresse Sandra.Krieft@t-online.de vereinbart werden.