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Kahle Altstadt will keiner (29.09.2004)






Die Altstadtsanierung bleibt ein Dauerthema. Erst vor zwei Wochen wurde öffentlich darüber spekuliert, ob der von der Ratsmehrheit verabschiedete chinesische Granit nicht zu teuer sei. Nun haben Kaufleute und Umweltverbände festgestellt, dass durch die Sanierung zahlreiche Bäume verschwinden.


Von Manfred Horn

Die architektonische Ausschreibung hatte die Berliner Architektengemeinschaft ›Lützow 7‹ gewonnen. Sie schrieb in ihrem Entwurf unter anderem: »Das historische Gassenprofil wird wieder hergestellt: Flanier- und Fahrzone sowie Auslagen- und Sitzbereich«. Doch offenbar sind für die breiten Gassen, also die Fußgängerzone, keine Bäume vorgesehen.

Eigentümlich ist es schon, dass die Entwürfe seit langem öffentlich bekannt sind und kaum jemand reagierte. Den die neue Altstadt soll ohne die bisherigen 50 Kugelrobinen daherkommen. Die stehen – oder besser: standen, den sie sind bereits entfernt, obwohl die Sanierung erst im Frühjahr 2005 losgehen soll – in der Fußgängerzone und werden sozusagen weggepflastert.

Die Grünen betonen nun, dass von ihnen gerade die Frage der Erhaltung des Baumbestandes immer wieder aufgeworfen worden sei. In der Lenkungsgruppe, die durch Altstadtkaufleute, Verwaltung und Politik besetzt ist, haben die Grünen weder Sitz noch Stimme. Der Vorsitzende der grünen Fraktion in der Bezirksvertretung-Mitte, Dieter Gutknecht, konnte lediglich als stellvertretendes Mitglied ohne Stimmrecht an den Sitzungen teilnehmen. Er habe regelmäßig die Frage des innerstädtischen Grüns und der damit verbundenen Aufenthaltsqualität zum Thema gemacht. Die geäußerte Kritik von ›pro Grün›, NABU (Naturschutzbund Deutschland) und BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland) solle ernst genommen werden, meint Rainer Hahn, umweltpolitischer Sprecher der Grünen, denn: »Pflaster und Geschäfte sind nicht alles: Mehr Grün in der Innenstadt ist notwendig zum Wohlfühlen und steigert die Aufenthaltsqualität.

Inzwischen hat sich auch Oberbürgermeister Eberhard David eingemischt: Er will, dass die bereits gefällten Bäume durch neue, heimische Bäume ersetzt werden. Nach seinen Vorstellungen sollen die neuen Bäume an »ausgesuchten Stellen der Innenstadt« gepflanzt werden. Bei der Standortauswahl sollen die Bielefelder Naturschutzverbände beteiligt werden. Insgesamt würden fast vier Millionen Euro in die Sanierung der Altstadt investiert, »der positive Effekt für die gesamte Innenstadt darf nicht geschmälert werden«, sagt David weiter.