Webwecker Bielefeld: pflaster01

Kein Pflaster für offene Wunden (13.10.2004)



Von Manfred Horn

Die Grünen wollen die »unendliche Geschichte« beenden, zuvor wird es aber zum finalen Showdown kommen: Schon vor Wochen zeichnete sich ab, dass der Kostenrahmen für die Altstadtsanierung nicht eingehalten werden kann
(WebWecker berichtete), Baudezernent Gregor Moss hüllte sich indes in Schweigen. Einen Tag nach der Oberbürgermeister-Stichwahl nun die Bestätigung: 900.000 Euro fehlen. Denn der Rat hatte den Maximalpreis mit 3,8 Millionen Euro festgelegt, würden aber alle Dinge wie geplant umgesetzt, wären 4,7 Millionen Euro fällig.

Hauptkostenpunkt sind die Steine: Der chinesische Naturgranit ist teuer, zudem muss er in teurer Handarbeit passend zugeschnitten werden. Die Grünen fordern seit Monaten, auf wesentlich günstigeren Kunststein zurückzugreifen – beißen mit dieser Vorstellung aber aber bisher auf Granit. Das Baudezernat hält noch an dem Naturstein fest und will stattdessen die Kosten an anderen Stellen drücken: Weniger Spielgeräte für Kinder, die Beleuchtung soll die Stadt aus einem anderen Topf bezahlen. Selbst dann bliebe aber eine Lücke von rund einer halben Million Euro.

Damit jedoch wird sich Moss aller Wahrscheinlichkeit nach nicht durchsetzen können. Aus der Verwaltungsspitze kommen Signale, dass an dem Kostenrahmen auf jeden Fall festgehalten werde. Am Donnerstag, 14. Oktober, wird sich der neue Rat mit dem Thema beschäftigten, ein neuer, modifizierter Vorschlag der Verwaltung wird erwartet. Damit wird der Kunststein, der weniger schön, aber genauso haltbar wie der Granitstein sein soll, immer wahrscheinlicher. »Wir müssen die unendliche Geschichte der Altstadt-Pflasterung endlich abschließen. Wollen wir nicht den Zeitplan und den Kostenrahmen sprengen, so bleibt nur die Verwendung von Kunststeinen«, erklärt Rainer Hahn, stadtentwicklungspolitische Sprecher der grünen Fraktion, die im neuen Rat eine starke Position hat.

Auf die vorgesehenen Gestaltungselemente dürfe bei der Sanierung ebenso wenig verzichtet werden wie auf die Kinderspielgeräte. Die Grünen wollen darüber hinaus erreichen, dass künftig wieder mehr Bäume als bisher vorgesehen in der Altstadt stehen. Unterstützung erfahren sie dabei von zahlreichen Bewohnern der Altstadt sowie von den Naturschutzverbänden.





Auch mit Moss nicht viel los



Ein Kommentar von Manfred Horn

Imagepleite für die Altstadt. Seit Jahren wird für eine Aufwertung der Altstadt getrommelt, es sollen wieder mehr Geschäfte und Kunden angelockt werden. Das Sanierungskonzept, wie es im Juli beschlossen wurde, hatte von Beginn an Mängel, wie die Grünen damals schon feststellten. Kurz vor der Kommunalwahl wurde bekannt, dass der Entwurf ohne Bäume auskommen will. Wäre dann vor der Stichwahl zwischen David und Clausen noch bekannt geworden, dass die Planungen des Baudezernats einen Desaster gleichen, weil in Zeiten knapper Kassen das Kostenziel mal eben um ein Viertel überschritten wurde, wären David die 139 Stimmen, die ihm zum Sieg verholfen haben, sicherlich auch noch abhanden gekommen. Es ist schon ein auffälliger Zufall, das Gregor Moss, wie David Mitglied der CDU, vor einem Monat, als erstmals Gerüchte über eine Kostenexplosion die Runde machen, dementierte und die bittere Wahrheit einen Tag nach der Oberbürgermeister-Stichwahl präsentiert. Moss hat schlecht gerechnet und zu lange geschwiegen. Damit gefährdet er die Sanierung und wirft ein zweifelhaftes Licht auf seine Amtsführung.