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Normannischer Semesterstart (13.10.2004)



Von Robert Schwarz

Zum Semesterstart macht die Burschenschaft Normannia-Nibelungen an der Universität durch verstärkte Aktivitäten auf sich aufmerksam. Gleich drei Flugblätter der rechten Burschen bekommen die Mensabesucher mittags serviert. Neben einem Werbeflyer für ihre Verbindung verteilen sie Einladung zu einer Podiumsdiskussion am 21. Oktober. In der soll der Frage nachgegangen werden, ob die EU-Osterweiterung eine Chance für die »Vertriebenen« bietet.

Auf dem Podium wird auch Rudi Pawelka erwartet. Der ist nicht nur Vorsitzender der Landsmannschaft Schlesien, sondern auch Aufsichtsratsvorsitzender der »Preußischen Treuhand Gmbh & Co. KG. a.A.«. Die letzten beiden Buchstaben bedeuten »auf Aktien«. Solche Anteile verkauft die Treuhand um ihr Ziel zu verwirklichen. »Sicherung des Anspruchs bzw. Rückgabe des im Osten von Vertreiberstaaten völkerrechtswidrig konfiszierten Eigentums« wird das auf der Internetseite der Treuhand definiert. Das Kapital soll für Klagen in Polen und vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte sowie dem europäischen Gericht in Luxemburg verwendet werden. In einem Interview mit der rechtsextremen Wochenzeitung Junge Freiheit kündigt Pawelka zudem an, »notfalls auch in den USA« klagen zu wollen. Der Bund der Vertriebenen distanziert sich offiziell von der Treuhand, es gibt jedoch personelle Verbindungen zwischen den beiden Organisationen.

Eine Normannia-Veranstaltung vom Juli ist Thema des dritten Flugblatts, das die Burschen, unter ihnen Hendrik Stiewe, Betreiber des rechten H8-Rock-Versandes, verteilen. Auf dem bedanken sich die Normannen bei den Besuchern einer Veranstaltung mit Reinhard Günzel, dem ehemaligen Kommandeur der KSK-Truppen der Bundeswehr. Der war aufgrund seiner Solidaritätsbekundungen mit dem Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann entlassen worden. Auf dem Flugblatt ist auch ein Bericht über die Veranstaltung abgedruckt.

Der stammt aus der Zeitschrift »Aula«, einer Publikation der Arbeitsgemeinschaft der Freiheitlichen Akademikerverbände Österreichs. Die Zeitschrift aus dem Burschenschaftsumfeld nennt Terroristen, die den Anschluss Südtirols an Österreich herbeibomben wollten, schon mal Freiheitskämpfer. Im Zusammenhang mit der Bombenserie in Österreich Mitte der Neunziger Jahre war die Zeitschrift selbst ins Visier der österreichischen Behörden aufgrund zweier Artikel und einiger Leserbriefe geraten. Bei einer Hausdurchsuchung wurde die Bezieherliste der Zeitschrift beschlagnahmt. Mit dem Verteilen des Aula-Artikels zeigt die Normannia nicht zum ersten Mal, dass sie keine Berührungsängste nach Rechtsaußen hat. Vor einigen Jahren war Horst Mahler bei den Burschen zu Gast.


An der Podiumsdiskussion Interessierte müssen sich bis 16. Oktober schriftlich anmelden. Außerdem muss ihnen der Abend 5 Euro (erm.3 Euro) Kostenbeitrag wert sein. Anmeldungen an: Normania-Nibelungen, Schlosshofstr.96, 33615 Bielefeld