Webwecker Bielefeld: stolper01

Erinnerungssteine an NS-Opfer (27.10.2004)





Der Bildhauer Günter Demnig ist der Erfinder der Stolpersteine


Von Manfred Horn

Zunächst zehn Stolpersteine als »zarte Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus« will die Frauenorganistation Zonta in Bielefeld pflastern lassen. Zonta ist ein weltweiter Zusammenschluss berufstätiger Frauen, die sich zum Dienst am Menschen verpflichtet haben, seit 1999 gibt es auch einen lokalen Verein in Bielefeld. Die Stolpersteine sind eigentlich Messingplatten, die auf einem Pflasterstein verankert werden. Niemand soll physikalisch über sie stolpern, sie sollen im öffentlichen Raum erinnern. Denn angebracht werden sie auf den Gehwegen vor den Häusern, wo Menschen wohnten, die Opfer des Nationalsozialismus wurden. Auf der Messingplatte steht der Name, Geburts- beziehungsweise Deportationsdatum. Denn im Vordergrund stehen BielefelderInnen, die von den Nationalsozialisten deportiert wurden.

Zehn PatInnen gibt es bereits, so dass im Mai 2005 die ersten Steine verlegt werden können, unter anderem ein Stein für Josefa Metz, eine jüdische Schriftstellerin, über die kürzlich auch eine Ausstellung in der Stadtbibliothek zu sehen war und ein Buch erschien (WebWecker Rezension). Auch Steine für KPD- und SPD-Mitglieder, die deportiert worden sind, sind vorgesehen.

Der Zonta-Club tritt vor Ort als Vermittler auf, bearbeitet die Anfragen, recherchiert die Adressen und nimmt Kontakt mit den Angehörigen auf: »Es wird kein Stein verlegt, ohne dass die Angehörigen auch einverstanden sind«, erklärt die Bielefelder Ärztin Eva Hartog, Präsidentin des Bielefelder Zonta-Clubs. Neben den zehn Steinen, für die bereits Paten gefunden wurden, gibt es zur Zeit weitere 35 Anfragen. Nun geht Hartog daran, im Stadtarchiv die Adressen zu prüfen und PatInnen zu finden. Dies wird allerdings eine Zeit dauern, da sie genauso wie der gesamte Zonta-Club ehrenamtlich an diesem Projekt arbeitet. Zahlreiche Rückmeldungen hat sie bereits von BielefelderInnen, die die Patenschaft für einen Stein zusagen. Auch Verwandte werden Patenschaften übernehmen, so zum Beispiel die Tochter von Konrad Griefingholt, damals Schriftführer der Zentrums-Partei in Bielefeld.

Gunter Demnig hatte die Idee zu den Stolpersteinen. Der Kölner Künstler beschäftigt sich schon länger mit der Idee, Erinnerungsmarken im öffentlichen Raum zu setzen. Bereits 1992 verlegte er vor dem Kölner Rathaus ein Messingblech mit Himmlers Auschwitz-Befehl, 1996 platzierte er in Berlin die ersten 55 Stolpersteine. In Köln liegen inzwischen 600 Steine auf Gehwegen, aber auch in Bünde war Demnig schon aktiv. 95 Euro nimmt Demnig pro Stein, was in etwa seinen Kosten entsprechen dürfte. »Es geht hier nicht darum, mit Erinnerung Geld zu verdienen. Wenn dem so wäre, würden wir das nicht unterstützen«, sagt Hartog. Demnig wird im Mai 2005 die Steine persönlich in Bielefeld verlegen. Vorher muss der Rat der Stadt noch zustimmen, von dort kommen allerdings schon positive Signale, so dass es sich nur um eine Formsache handeln dürfte.