Webwecker Bielefeld: terrorblick01

Terror im Blick (05.01.05)





Debatten über Terrorismus sind ohne die Anschläge vom 9. September 2001 nicht mehr zu führen


»Revolution, Terror, Widerstand« lautet der Titel einer Vortragsreihe im Januar in der Universität Bielefeld. Dienstags und donnerstags äußern sich Philosophen, Soziologen und Historiker zu dem Themenkomplex. Veranstaltet wird die Reihe von der studentischen Alternativen Liste (ali). Mario A. Sarcletti sprach über die Reihe mit Thomas Siebenmorgen von ali.


WebWecker: Wie ist ali auf diese Vortragsreihe gekommen?

Thomas Siebenmorgen: Die Alternative Liste macht eine Veranstaltungsreihe, die »Alternative Uni«, die das Mainstream-Lehrangebot ergänzt. Ich komme zum Beispiel aus der Abteilung Philosophie und dort wird größtenteils analytische Philosophie betreiben, das heißt Philosophen wie Sartre, Kierkegaard oder auch buddhistische Philosophie werden gar nicht angeboten. Das gleiche gilt auch für andere Fächer. Wir versuchen dieses Mainstream-Angebot durch solche Veranstaltungen innerhalb der Projektreihe Alternative Uni auszugleichen. Und wir versuchen das auch ein bisschen politisch zu machen.


Was möchtet ihr mit dieser Vortragsreihe erreichen?

Wir versuchen, gerade jetzt in Zeiten nach dem 11. September, den Terror etwas differenzierter zu betrachten. Dass Terror nicht gleich mit bösen Islamisten verbunden wird, dir irgendwie auf Abwegen sind. Wir versuchen Terror als eine Form von Widerstand zu zeigen, die die Machtverhältnisse in der Welt neu sortiert.


Der erste Vortrag am 11. Januar mit dem Soziologieprofessor Klaus Dammann befasst sich mit dieser These »Terror als Waffe der Schwachen«. Worum soll es dabei konkret gehen?

Herr Dammann hat mir in einem Vorgespräch erklärt, dass er die Frage untersuchen will, ob Terror nun Genozid oder Krieg ist. Seiner Ansicht nach, wenn ich das richtig verstanden habe, ist Terror Krieg. Und nur deshalb ist er legitimierbar. Ob das wirklich zu legitimieren ist, ist natürlich noch zu untersuchen.


Diese Vortragsreihe – du hattest es erwähnt – ist nicht die einzige politische Veranstaltung, die ali macht. Im vergangenen Jahr hat sich eine Lesegruppe gefunden, um »Das Kapital« von Karl Marx zu lesen. Das klingt fast ein bisschen anachronistisch, wo es im Studium fast nur noch um eine Berufsqualifikation geht. Wird euer Angebot von anderen Studierenden angenommen?

Wenn es um Berufsqualifikationen geht, könnte es schon so aussehen, dass da weniger Studierende kommen. Ich kann nur sagen, dass die Lesegruppe, die ursprünglich eine von einem Dozenten betreute Studiengruppe war, sehr positiv aufgenommen wurde. Und sie wurde eben deshalb als Lesegruppe weitergeführt, weil die Studierenden gesagt haben, dass sie das gerne weitermachen möchten. Also, wenn einen das interessiert, dann kann er das mitnehmen. Wenn einer darauf bedacht ist seine VWL-Scheine zusammenzubekommen, dann können wir das nicht bieten (lacht).