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Demonstration gegen Burschenschaft (09.02.2005)



Vor eineinhalb Jahren schloss die Gaststätte »Postmeister« am Kesselbrink für immer. Vorausgegangen waren monatelange Proteste gegen die Kneipe, da sie antifaschistische Initiativen für den Treffpunkt der Neonaziszene der Region hielten. Die Initiativen befürchten jetzt, dass das Haus der Burschenschaft Normannia-Nibelungen diese Funktion übernehmen könnte. Am kommenden Samstag wollen sie dagegen protestieren.


Von Mario A.Sarcletti

»In der Schlosshofstrasse 96 hat sich in letzter Zeit der wichtigste Nazitreffpunkt in Bielefeld etabliert«, stellt der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Universität auf einem Flugblatt fest, in dem er zur Teilnahme an einer Demonstration gegen die Burschenschaft Normannia-Nibelungen für Samstag, den 12. Februar auf. An diesem Tag findet das jährliche Generalconvent der Burschen, so etwas wie die jährliche Mitgliederversammlung normaler Vereine, an der Schlosshofstrasse statt.

In einem Aufruf von Antifa-West, Antifa-AG der Uni, der Bielefelder PDS und des AStA der Fachhochschule wird die »Normannia-Nibelungen« als Sammelbecken von neonazistischen und extrem rechten Studenten bezeichnet. Als Beleg dienen zum einen Auftritte von Referenten wie Horst Mahler oder dem wegen seiner Unterstützung für den ehemaligen Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann aus der Bundeswehr entlassenen Brigadegenerals Reinhard Günzel.

Zum anderen kämen etliche Burschenschaftler selbst aus der Neonaziszene kritisieren die Gruppen weiter. So sei ein ehemaliger Sprecher der Normannia als Mitglied der 1992 verbotenen »Nationalistischen Front« geführt worden und habe sowohl an der Nazidemonstration gegen die Wehrmachtsausstellung in Bielefeld als auch beim Heß-Gedenkmarsch 2003 in Wunsiedel teilgenommen.

Der AStA der Universität kritisiert in seinem Flugblatt zudem, dass »neofaschistische Propagandazeitungen mit Hilfe von Studenten der Burschenschaft Normannia-Nibelungen an der Universität verteilt werden«. Auch das Studierendenparlament der Universität hatte in einer einstimmig verabschiedeten Resolution das Verteilen der Wochenzeitung »Junge Freiheit« sowie von Auszügen aus der österreichischen Zeitschrift »Aula« verurteilt (WebWecker berichtete). Diese war im Zusammenhang mit der Briefbombenserie in Österreich ins Visier der dortigen Justiz geraten. Im Zuge der Ermittlungen beschlagnahmte die Staatsanwaltschaft Eisenstadt die Abonnentenkartei der Zeitschrift der FPÖ-nahen freiheitlichen Akademikerverbände, die sich selbst als »auch als Sprachrohr der national-freiheitlichen Studentenverbindungen« versteht, wie es auf der Aula-Internetseite heißt. Dieser Klientel dürfte auch die Normannia-Nibelungen Sympathie entgegenbringen, schreibt doch ihr »Fechtwart« Christoph Amendt ebenso für das Magazin wie für die Junge Freiheit.


Die Demonstration gegen die Burschenschaft Normannia-Nibelungen beginnt am Samstag, 12. Februar um 13.30 Uhr auf dem Siegfriedplatz.