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»Bielefelds Trinkwasser in Gefahr« (30.03.2005)







Am 22. März war Weltwassertag, und kaum jemand hat dies in Deutschland wahrgenommen. 1992 haben die Vereinten Nationen den 22. März zum ›Day of Water‹ erklärt. Dieser ›Weltwassertag‹ soll die Öffentlichkeit auf Probleme im Zusammenhang mit dem Element Wasser aufmerksam machen und ihre Sensibilität für für den Umgang mit diesem unersetzbaren Lebensmittel stärken. Der Zusammenschluss Initiativen für ein lebenswertes Bielefeld (ILBI) hat das Thema aufgegriffen und protestiert gegen die Gefährdung der Trinkwasserversorgung. Noch bekommen auch die Bielefelder BürgerInnen zum großen Teil gutes Wasser, das in stadtnahen Brunnen gewonnen wird. Doch das kann sich aus Sicht von ILBI bald ändern.


Von Manfred Horn

Eigentlich benötigt ein gesunder Mensch zum Überleben nur circa 2,5 Liter Wasser. In den vergangenen Jahren ist der tägliche Wasserverbrauch eines Menschen in Deutschland jedoch von 20 auf 130 Liter gestiegen. So gehen täglich alleine 42 Liter für die Klospülung drauf, 39 Liter werden beim Baden oder Duschen verbraucht. Letztlich nur vier Liter werden zum Trinken und Kochen benutzt. Dabei ist Süßwasser eine weltweit knappe Ressource. Schon wird davon gesprochen, dass im 21. Jahrhundert neben dem Krieg ums Öl auch ein globaler Krieg um Trinkwasserressourcen toben wird.

Bielefeld verbraucht gut 20 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr. Zum größten Teil wird es in Wasserschutzgebieten im südlichen Bielefeld aus dem Senneboden geholt. 60 Prozent davon sind Grundwasser, 40 Prozent Tiefenwasser, das schon Jahrtausende alt sein kann. Das Bielefelder Senne-Wasser hat einen guten Ruf, nicht zufällig wird hier auch Mineralwasser gewonnen. Doch aus Sicht der ›Initiativen für ein lebenswertes Bielefeld‹ (ILBI) bedrohen Neubaugebiete in Sennestadt, Ummeln und Senne, die Verlängerung der Landebahn und der geplante Bau der B61n in Ummeln die Wasserschutzgebiete. Erste Brunnenstilllegungen seien bereits beschlossene Sache.


Autowaschanlage im Wasserschutzgebiet

Auch hat ILBI eine zunehmende Bebauung in Wasserschutzgebieten beobachtet: »Auf dem Gebiet des Wasserwerks 2 steht seit ungefähr einem halben Jahr eine Autowaschanlage«, nennt Hans-Joachim Ludwig, einer der Sprecher von ILBI, ein Beispiel. Gebaut werde bevorzugt in den Zonen IIIA und IIIB, die praktisch den äußeren Ring von Wasserschutzgebieten bilden. Dies sei möglich, weil es keine scharfen Gesetze gebe, die dies untersagen. Im Wasserhaushaltsgesetz ist lediglich festgehalten, dass die Wasserversorgung ortsnah zu erfolgen hat. Das Land NRW hält in seinem Landeswassergesetz entsprechend eine Wasserentnahme im Umkreis von 30 Kilometern.

Bebauung ist aber trotzdem möglich. Deutlich wurde dies in einer Stellungnahme der Bezirksregierung zur Planung der A33. Diese Planung tangiert auch den Standort des Wasserwerks 17 nahe des Sportplatzes Ummeln. In der Stellungnahme heißt es, es sei eine politische Entscheidung, ob in Wasserschutzgebieten Bauvorhaben geplant werden beziehungsweise diesen zugestimmt werde.

Mit Sorge beobachtet ILBI nicht nur die Ansiedlung von Gewerbe in Wasserschutzgebieten, sondern auch die Schließung von Brunnen. Denn mehr Bebauung führt unter bestimmten Umständen zu einer schlechteren Wasserversorgung der Brunnen. Das Ergebnis dieses Trends sei der Zukauf immer größerer Mengen Wasser von privaten Konzernen. Bereits jetzt beziehe Bielefeld eine Million Kubikmeter aus dem mit der ›Gelsenwasser AG‹ gemeinsam betriebenen Wasserwerk Mühlgrund im Bereich Verl/Schloß Holte-Stukenbrock.