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Ein-Euro Jobs bringen keine Arbeitsplätze (27.04.2005)





Daniel Kreutz (links) kritisierte die Ein-Euro-Jobs scharf, Thomas Sopp setzt auf das Scheitern der Arbeitsgelegenheiten



Ein-Euro-Jobs sind nicht freiwillig. Dennoch tun alle Beteiligten so als ob. Und sie bieten keine Perspektive in Richtung erster Arbeitsmarkt. Dies bestätigt auch Thomas Sopp, Personalchef des Johanneswerks: »Hartz IV schafft keine Arbeitsplätze«. Ein-Euro-Jobs als unangenehmer Zwischenschritt zu einem besseren zweiten Arbeitsmarkt oder die Verweigerung der Arbeitsgelegenheiten? Die Diskussion im Haus der Kirche am vergangnen Samstag auf Einladung des Sozialforums OWL verlief spannend.


Von Manfred Horn

»Der Begriff Ein-Euro-Jobs ist irreführend«, findet Daniel Kreutz. Für den ehemaligen sozialpolitischen Sprecher der grünen Landtagsfraktion in NRW, heute parteiloser Referent für Sozialpolitik beim Sozialverband Deutschland, fehlt doch Entscheidendes, um überhaupt von einem Job sprechen zu können: So gibt es keine Arbeitsverträge, keine rechtliche Absicherung. Er spricht lieber von einer Entschädigung für einen Arbeitsaufwand, die äußerst mickerig ausfällt. »Mich erinnert das an die Beschäftigung von Häftlingen in Gefängnissen«, fügt Kreutz an. Ein-Euro-Jobs seien ein Fremdkörper in einer »grund- und menschenrechtsorientierten« Arbeitswelt. Für ihn ist klar: Die Ein-Euro-Jobs müssen weg, und zwar so schnell wie möglich. Stattdessen bräuchten die Menschen reguläre Arbeitsplätze.

Thomas Sopp, Personalchef beim Johanneswerk, einem der größten diakonischen Unternehmen in Deutschland mit Sitz in Bielefeld, verweigert sich. Er will bei der Podiumsdiskussion, die den Abschluss einer vom OWL-Sozialforum veranstalteten Konferenz zum Thema Ein-Euro-Jobs im Haus der Kirche am vergangenen Samstag bildete, nicht die Rolle des Prügelknaben spielen. Er stehe nicht stellvertretend für die Politik und auch nicht für die Arbeitgeber im Allgemeinen. Seine wichtigste Botschaft: »Hartz IV schafft keine Arbeitsplätze«.


Höheres Selbstwertgefühl

Dennoch hat das Johanneswerk entsprechende Arbeitsstellen eingerichtet. Bis Ende März waren es 66 in NRW, im April kommen 25 hinzu. »Wir sind mit Bedenken und Bauchschmerzen an die Sache ran gegangen«, erklärt er. Im materiellen Bereich sieht er für die Ein-Euro-Jobber kaum Chancen, zumal im Gesundheitssektor seit Jahren nur noch gespart wird: Niemand sollte sich deshalb Hoffnung machen, durch einen Ein-Euro-Job in eine normale Stelle reinzurutschen. Der Dreiklang Arbeitslosigkeit, Armut und schwindende Gesundheit, der seit Inkrafttreten der Hartz IV-Gesetze schwerwiegender als jemals zuvor in der Bundesrepublik zum Tragen kommt, wird so nicht durchbrochen. Chancen sieht Sopp aber durchaus: Ein-Euro-Jobber könnten ihr Selbstwertgefühl steigern.

Eine weitere Chance sieht Sopp im Scheitern der Ein-Euro-Jobs. Ob es dazu kommt, kann er allerdings auch nicht beantworten. Er hofft auf den Dialog mit den politischen Entscheidern und deren Einsicht, dass ein richtiger zweiter Arbeitsmarkt nötig sei. »Wir sind legitimiert, die Politik zu beraten«, sagt er.

Waltraud Karbe von der Mitarbeitervertretung des neuen evangelischen Krankenhauses in Bielefeld zeigt sich davon allerdings wenig beeindruckt: Ein zweiter Arbeitsmarkt könne zwar reguläre Beschäftigung bringen, aber zu schlechten Konditionen. Ihr kommt gleich das Bild von einem Beschäftigtenpool vor Augen, in dem gering entlohnt flexibel im ganzen Unternehmen eingesetzt gearbeitet wird.