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Der doppelte Merkur (29.06.2005)








Der Merkur-Brunnen hat einen neuen Standort auf dem Bunnemannplatz. Im März wurde er auf dem Alten Markt demontiert, am Dienstag Nachmittag sprudelte er das erste Mal auf dem Bunnemannplatz. Der Protest dagegen verstummt jedoch nicht


Von Manfred Horn

Nun ist es soweit: Der Merkur-Brunnen hat einen neuen Ort gefunden. Im März wurde er auf dem Platz vor Theater am Alten Markt demontiert, am Dienstag Nachmittag sprudelte er das erste Mal auf dem Bunnemannplatz. Möglich wurde das auch dank der Stadtwerke, deren Stiftung die Kosten der Brunnenkammer übernahm, die in einiger Entfernung installiert werden musste, da unter dem neuen Aufstellungsort eine Tiefgarage die Montage verhinderte.

Oberbürgermeister Eberhard David sprach bei der feierlichen Eröffnung des neuen Brunnenstandorts davon, dass nun »Altvertrautes in neuer Weise zu sehen ist«. Zugleich gab er zu, dass die Entwicklung um den Brunnen in den vergangenen Monaten »nicht immer ganz glücklich« gewesen sei. Er wünschte sich, dass von nun an »offen« mit dem Brunnen und dem neuen Standort umgegangen wird.


»Unangemessener Standort«

Ergebnisoffen war die Gruppe, die am Rande der Eröffnung mit Merkur-Brunnen-T-Shirts protestierte, sicherlich nicht. Die ›Bürgernähe‹ zeigte noch einmal, dass für sie die ganze Geschichte ein Schildbürgerstreich ist. »Der neue Standort ist dem Kunstwerk nicht angemessen«, findet Enno Linkmeyer, der für die Bürgernähe auch im Stadtrat sitzt. Besonders stört die Bürgernähe, dass der Brunnen vor dem Hotel Mercure aufgebaut wurde. Dies schaffe einen unruhigen Hintergrund, im Hintergrund leuchtet gar die Reklame des Hotels. Zudem könne man spekulieren, ob der Ort nicht sogar bewusst vor einem Hotel mit ähnlichem Namen gewählt wurde, was sicherlich kein kulturpolitisches Argument sein kann.

»Die Bürger sind aber eh nicht gefragt worden«, weiß Linkmeyer. Er hatte im März mit seinen Mitstreitern der Bürgernähe vergeblich für einen Erhalt des Brunnens am Alten Markt gekämpft. Über 3.000 Unterschriften sammelte die Bürgernähe damals innerhalb kurzer Zeit, behängte, nachdem er dann doch in einer Nacht- und Nebelaktion entfernt wurde, den Bauzaun, der prompt für den neuen Brunnen an diesem Ort errichtet wurde. mit Trauerflor.

Dabei war der Merkur-Brunnen auf dem Alten Markt ein echtes Wahrzeichen der Stadt, zumindest aber den meisten Bielefeldern wohl bekannt. »Ein Symbol des Wideraufbaus«, ist er gar für eine Demonstrantin von der Bürgernähe, die 1972 die Aufstellung des Brunnens persönlich miterlebte. Geschaffen Herbert Vollwahsen, ehemaligen Leiter der Werkkunstschule Bielefeld, plätscherte er 33 Jahre friedlich auf dem Alten Markt dahin, bis die Pläne zur Altstadtsanierung kamen. Nun sollte dort plötzlich ein neuer Brunnen hin – ein Umstand, den bis heute viele Bielefelder nicht verstehen. Und der auch noch von keinem Politiker schlüssig erklärt wurde.

Entscheidend ist wohl, dass das neue Denkmal auf dem Alten Markt von der Lampe-Bank gesponsort wird. Die zum Oetker-Konzern gehörige Bank schafft sich damit ein eigenes Denkmal vor der Haustür. Der Stadt war es offenbar wichtig, einer einflussreichen Bielefelder Familie entgegenzukommen und stimmte dem neuen Denkmal zu.