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Ribisel-Baisertorte, hmmm... (03.08.2005)





Schon ihr Anblick bringt die Speichelproduktion in Gang: Johannisbeeren haben Saison, sind derzeit also günstig zu erwerben. Hinweise zu gesundheitlichen Vorzügen und zur geschmacklichen Veredelung der sauren Biester. (Bild: 44/ Das Entgegenkommen)

(aigiko) Appetitlich rot liegen sie oft länger als nötig auf dem Markt unbeachtet herum, weil viele Leute nicht wissen, was sie mit den Dingern anfangen sollen. Manchem ist kürzlich sauer aufgestoßen, dass Greenpeace illegale Agrargifte auf Johannisbeeren aus Süddeutschland fand, die bundesweit vertrieben werden. Einen »handfesten Lebensmittelskandal« diagnostizierte die Umweltorganisation.

Doch trotz Sommerloch wollte die gemeine Journaille nicht recht aufs Thema anspringen, entweder weil handfeste Lebensmittelskandale inflationär zu vermelden sind oder vielleicht auch, weil die gesamte konventionelle Produktion von mehr oder minder Lebensmitteln sich bereits als Skandal geoutet hat, was keiner wissen will, denn »was soll man denn da überhaupt noch essen?« Johannisbeeren oder Ribisel zum Beispiel. Die sind, wenn sie aus der Umgebung, besser noch aus ökologischem Landbau stammen, unbedenklich zu verzehren, vorausgesetzt, man mag sie.


Sauer macht fruchtig

Den Feinden alles Sauren sei versichert, dass sich Johannisbeeren ohne Probleme aufs allgemein verträgliche Geschmacksattribut »fruchtig« eindampfen lassen. Zum Beispiel, indem man sie in eine »Ribisel-Baisertorte« verwandelt: Dazu sind zunächst 160g Mehl, 120g Butter, 80g Zucker, eine Prise Salz und die abgeriebene Schale einer unbehandelten Zitrone durch unablässiges Rühren in einen Mürbeteig zu verwandeln.

Wer lieber die Schale einer behandelten Zitrone verwendet, kann natürlich auch weit gereiste, konventionelle Johannisbeeren kaufen und es sich zum Torte essen zur Hauptverkehrszeit auf dem Jahnplatz gemütlich machen. So oder so wird der Teig in einer gefetteten Springform verteilt und eine gute halbe Stunde im vorgeheizten Backofen bei 180 Grad gebacken.



Kaum zu glauben, saftig und lecker

Drei Eiklar steif schlagen, dabei 80g Zucker einrieseln lassen. Die Beeren waschen, von den spillerigen Rispen zupfen und mit weiteren 120g Zucker in den Eischnee einrühren. Die Masse auf dem noch heißen Tortenboden verteilen und rund eine halbe Stunde weiter backen, bis der Eischnee oben eine zartbraune Kruste hat und die Masse darunter noch saftig ist. Lecker.

Es soll Leute geben, die mögen nicht nur keine Johannisbeeren sondern backen auch nicht. Okay. Vielleicht wirken ein paar gesundheitliche Argumente. Der Vitamin C Gehalt von Johannisbeeren ist doppelt so hoch wie der von Zitronen, der schwarzer Johannisbeeren sogar drei Mal so hoch. Mineralstoffe: Kalium, Magnesium, Phosphor und Eisen, klingelt’s? Außerdem sollen die kleinen Beeren Entzuündungen hemmen, die Nerven beruhigen und die Stimmung aufhellen (leider gibt, wer solches behauptet, keine näheren Anweisungen zur Dosierung).

Johannisbeeren reifen nach der Ernte kaum noch nach. Nur wer Marmeladen kocht, sollte auf dem Markt nach halbreifen Johannisbeeren schauen. Die haben den höchsten Pektingehalt, und Pektin verhilft süßem Brotbelag zur streichfesten Konsistenz. Nur unbeschädigte frische Früchte machen ihrem Käufer länger als zwei Tage Freude. Johannisbeeren sind sehr empfindlich. Sie vertragen weder Hitze noch längeren Transport. Zum Aufbewahren sollten sie deshalb aus der Schale genommen und ungewaschen auf einem Teller oder einer Schale ausgelegt werden. Im Kühlschrank halten die Ribisel dann noch drei Tage. Im Tiefgefrierfach natürlich länger.

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