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Ein Friedhof voller Geschichte (Teil 3)







Oder das Grab von Benno Katz. Das von ihm aufgebaute Textilunternehmen ›Katz Textil‹ wurde von den Nationalsozialisten »arisiert«, also gegen geringes Entgelt enteignet. Daraus entstand die ›Katag AG‹, die bis heute mit Sitz in Bielefeld fortbesteht. Im Namen der AG besteht sein Name fort: Katag steht für ›Katz Textil Aktiengesellschaft‹. Katz selbst starb 1934, drei Jahre vor der Arisierung – entgegen dem jüdischen Brauch ließ er sich einäschern. Vergessen hingegen sind die Namen Paderstein und Katzstein. Sie gründeten um 1875 die erste Privatbank in Bielefeld, die in den 1920er Jahren von der Deutschen Bank aufgekauft wurde.


Orgel in der Synagoge

Bielefelds jüdische Gemeinde hatte im 19. und 20. Jahrhundert einen liberalen Ruf – in Bielefeld war offenbar mehr möglich. So gab es in der Synagoge in der Turnerstraße, die von den Nationalsozialisten in der Reichspogromnacht 1938 niedergebrannt wurde, eine Orgel. Unüblich auch, dass die Trennung von Männern und Frauen in der Synagoge weitestgehend aufgehoben war. Und auf dem Friedhof findet sich ein Grab mit einer Personifizierung: Abbildung von Personen sind auf jüdischen Grabsteinen eigentlich nicht erlaubt. Den Grabstein von Jenny Wertheimer ziert allerdings ein David mit Harfe.

Auch finden sich auf dem Friedhof größere Steine, teilweise über zwei Meter hoch. Die Satzung des neuen Friedhofs habe dies möglich gemacht, sagt der Historiker Wibbing und vermutet ein Zugeständnis an den Zeitgeist, der offenbar auch schon Ausgang des 19. Jahrhunderts einem gewissen Gigantismus nicht abgeneigt war. Auch das Material wandelte sich im Laufe der Zeit: War es zunächst schlichter Sandstein, kam im Laufe der Jahre auch Granit und Marmor hinzu. Insgesamt passten sich die Wteine im Laufe der Jahrhunderte immer mehr denen der Christlichen an: Auch Steinurnen und Obelisken sind nicht genuin jüdischen Ursprungs.

Der Rundgang endet dort, wo einst die Kapelle stand. Sie verfiel nach dem Krieg – die Stadt unternahm nichts, um sie sanieren. 1973 wurde sie abgerissen. Von der Rasenfläche schaut der Besucher auf zwei Gedenksteine, die 1945 von zwei britschen Offizieren jüdischen Glaubens aufgestellt wurden. Einer der zwei Sandstein-Stelen erinnert an die jüdischen Opfer des ersten Weltkriegs, der zweite gedenkt den Gemeinde-Mitgliedern, die von 1933 bis 1945 ihr Leben lassen mussten.





Gedenkstein zur Erinnerung an die zwischen 1933 und 1945 ermordeten Bielefelder Juden