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Skepsis am Rabenplatz (29.03.2006)



Von Manfred Horn

Die Müllverbrennungsanlage in Heepen will mehr Müll verbrennen. Damit soll dem vermehrten Müllaufkommen in der Region, das sich nach dem Deponieverbot für unbehandelte Abfälle seit dem 1. Juli 2005 ergibt, Rechnung getragen werden (WebWecker berichtete). Aber nicht nur diese geplante Veränderung sieht die Bürgerinitiative »Besser Leben und Wohnen in Baumheide« (BIB) mit großer Skepsis. In einem Positionspapier weist die BIB auch auf andere akute Belastungen der Baumheider Bürger hin, die sich aus neuesten Planungen ergeben. Darin werden der Ausbau der Herforder Straße, die Diskussion um die Ansiedlung eines weiteren Discounters auf dem Gelände des Freizeitzentrums und der Neubau von Freizeitanlagen am Rand der Johannisbachaue genannt.

»Die vorgestellten Planungen bedeuten eine erhebliche Belastung für den Stadtteil Baumheide. Sollten mehrere oder gar alle verwirklicht werden, wird die Lebensqualität in Baumheide in Zukunft deutlich abnehmen«, befürchtet Heuwinkel. So ist die Bürgerinitiative gegen einen vierspurigen Ausbau der Herforder Straße zwischen Rabenhof und Grafenheider Straße. Dieser wird zur Zeit im Zusammenhang mit dem Bau der L 712n diskutiert (WebWecker berichtete). »Die Prognos-Studie Zukunftsatlas 2000 sagt für das Jahr 2050 einen Bevölkerungsrückgang in Bielefeld von 20 Prozent vorher. Vor diesem Hintergrund und der sich daraus ergebenden Änderung der Verkehrsströme ist nach Ansicht der BIB ein so weitgehender Einschnitt in die Naturlandschaft nicht gerechtfertigt«, gibt Dieter Glaubitz, Mitglied der BIB, zu bedenken. Denkbar wäre »ein möglicher dreispuriger Ausbau im bisherigen Straßenverlauf mit jeweils einem der Verkehrssituation angepassten ampelgesteuerten Richtungsverkehr«.


Herforder Straße nicht vierspurig

Außerdem würde der geplante vierspurige Ausbau der Herforder Straße nach Ansicht der BIB durch Lärm- und Abgasbelastungen den Natur- und Freizeitwert der großflächigen Johannisbachaue drastisch beeinträchtigen. In der bis an die Johannisbachaue geplanten großflächige Freizeitanlage (»Beach-Garden«) sieht die BIB einen »deutlichen und unverantwortlichen Eingriff« in das nicht nur für die Baumheider Bevölkerung wichtige Erholungsgebiet Johannisbachaue. Der »Beach-Garden« würde Indoor-Sport, aber auch eine Außenanlage schaffen, auf deren Fläche auch Konzerte stattfinden könnten. Es würde vermehrt zum Parken in Baumheide kommen, die Lärmbelastung würde steigen, kritisiert die BIB.

Besonders unter den Nägeln brennt der Bürgerinitiative die Frage, ob am Rabenhof ein weiterer Discounter kommt. Lidl plant dort eine Filiale. Einen Versorgungsengpass gibt es nicht, am Rabenhof liegt bereits ein Marktkauf, ein Stück weiter weg ein Aldi. Aber es entspricht inzwischen der Discounter-Philosophie, sich genau dort anzusiedeln, wo sich bereits andere Anbieter niedergelassen haben. Ganz nach Motto: »Was Du bei dem einen nicht kannst besorgen, dass kriegst Du bei mir«.

Die BIB jedenfalls ist skeptisch. Sie ist an der Projektkonferenz des Stadtteils beteiligt, die im Oktober 2005 dazu Eckpunkte formulierte. Die Projektkonferenz ist ein Zusammenschluss von Initiativen und Verbänden in Baumheide, der seit 1995 existiert. An ihr sind unter anderem auch das Freizeitzentrum Baumheide und die Wohnungsgesellschaften BGW und Freie Scholle beteiligt, die in Baumheide viele Wohnungen vermieten. Danach ist die Voraussetzung für diese Planung, dass der Fortbestand des Freizeitzentrums mit allen dort entwickelten Angeboten nicht in Frage gestellt wird. Städtebaulich müsse sichergestellt werden, dass ein Verbrauchermarkt auf dem Grundstück nicht so dominant ist, dass es nur noch als Handelszentrum wahrgenommen wird.