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Frauenkoordinierungsstelle kalt gestellt (29.03.2006)





Vereint im Protest gegen die Schließung:Regina Pramann (Gleichstellungsstelle Lippe), Monika Weber (Frauen und Gesundheit, Bad Salzuflen), Christel Kurz (Kommunale Gesundheitskonferenz Gütersloh), Cornelia Neumann (Psychologische Frauenberatung Bielefeld), Christiane Niehues (IZFG Bad Salzuflen), Cornelia Petzold (Kommunale Gesundheitskonferenz Bielefeld)



Von Manfred Horn

Die Landesregierung schwingt weiter den Rotstift: Die ambulante Suchtkrankenhilfe für Frauen, so lautet einer jüngsten Botschaften aus Düsseldorf, soll weniger Geld bekommen. Betroffen wären in Bielefeld die Anbieter Caritas, Bodelschwinghsche Anstalten, die Drogenberatung und das Johanneswerk. Sie müssten Stellen streichen.

Noch radikaler geht die Landesregierung offenbar bei der Koordinierungsstelle ›Frauen und Gesundheit‹ vor. Die Koordinierungsstelle, deren Büros sich auf Köln und Bad Salzuflen verteilen, wurde vor gut sechs Jahren gegründet. Damals stimmten im Landtag alle Parteien dafür. Nun hat das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales beschlossen, die Mittel zum 31. März komplett zu streichen. Damit müsste die Koordinierungsstelle geschlossen werden.

Die vier Mitarbeiterinnen werden damit auf die Straße gesetzt. Und das, obwohl die Haushaltsberatungen im Landtag überhaupt noch nicht abgeschlossen sind. Erst Ende Mai soll dort der Haushalt für 2006 verabschiedet werden. Die Mitarbeiterinnen versuchen ihr Projekt dennoch zu retten. Sie setzen dabei auf die Öffentlichkeit und hoffen so, das Ministerium noch umstimmen zu können. Das begründet die Entscheidung mit der angespannten Haushaltslage. »Wir hätten so erfolgreich gearbeitet, dass die Themen überall gesetzt seien«, zitiert Monika Weber, Leiterin der Koordinierungsstelle, die Begründung aus Düsseldorf. Zudem verweist das Ministerium auf auf die Kliniken und Krankenkassen, die solche Aufgaben übernehmen könnten.

Das sieht die Koordinierungsstelle allerdings überhaupt nicht so: Eine Enquete-Kommission des Landtages zum Thema Frauengesundheitsversorung habe im Gegenteil viele Punkte benannt, die noch bearbeitet werden müssten. Denn die Gesundsversorgung tritt immer noch geteilt auf: Frauen erhalten eher eine psychosomatische Diagnose, und sie bekommen rund zwei Drittel aller Beruhigungs- und Schlafmittel.

Für die vergangenen Jahre hat die Koordinierungsstelle einiges vorzuweisen. So gelang es, 70 Organisationen aus dem Gesundheits- und Frauenbereich zu vernetzen. Dies bestätigt Cornelia Neumann von der Psychlogischen Frauenberatung in Bielefeld: »Ohne die Koordinierungsstelle wären die Strukturen nicht zustande gekommen«. Durch das Netzwerk habe sie neue Kooperationspartner für ihre Arbeit gewinnen können. Die Koordinierungsstelle setzte also nicht direkt bei den Patientinnen, sondern bei den Organisationen an.

Zudem weist Neumann auf die »hochwertigen« Informationen hin, die sie sich sonst hätte mühsam im Internet oder in der Literatur hätte zusammen suchen müssen. Dies gelte beispielsweise für den Gewaltbereich. Aktuell hat die Koordinierungsstelle Checklisten zur Auslage bei Ärzten vorbereitet. Es könnte gut sein, dass die nun unverteilt liegen bleiben.


Frauenherzen im Blickpunkt

Ein weiteres Beispiel für die Arbeit nennt Monika Weber: Die Kampagne zum Herzinfarkt bei Frauen. Der gilt immer noch als typische Männerkrankheit. Das stimmt jedoch nur zum Teil: Frauen erleiden zwar seltener einen Herzinfarkt als Männer. Ihr Risiko, daran zu versterben ist aber höher. Eine Ursache dafür sei die mangelnde Aufmerksamkeit auf Symptome wie Übelkeit. Darüber zu informieren und die Notfallversorgung für Frauen nach einem Herzinfarkt zu verbessern, ist eines der Ziele, die sich das Netzwerk ›Frauengesundheit in OW‹ gesteckt hat. Daran ist die Koordinierungsstelle in Bad Salzuflen maßgeblich beteiligt.