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Ein Hotel für alle Felle (Teil 2)





Stehen hinter der Tierpension: Andreas Rüther, Peter Struck, Heribert Moers, Lisa Rathsmann-Kronshage und Horst Eckart Gross


Die Projektteilnehmer lernen bereits fleißig, auch ohne Tierpension. Auch theoretisch oder mit dem eigenen Vierbeiner lassen sich Grundlagen der Tierpflege und der artgerechten Tierhaltung üben, ebenso Service- und Kundenfreundlichkeit. Dazu gehören auch Exkursionen und Praktika in Tierheimen und Tierparks. In der vergangenen Woche legten die ersten Projektteilnehmer ihre erste Prüfung ab: Sachkundenachweis beim Tierarzt. Dieser Schein ist nötig, wenn man künftig mit großen Hunden Gassi gehen will.

»Die Haltequote ist ausserordentlich hoch«, meint Peter Struck. Und meint damit nicht den Anteil derjenigen Teilnehmer, die selbst einen Hund halten. Dieser Anteil ist zwar auch hoch. Gemeint ist aber, dass bis heute nur wenige Teilnehmer abgebrochen haben. »31 haben sich im Sommer für das Projekt interessiert, 15 sind nun ins zweite Halbjahr übernommen worden«, freut er sich.

Denn wer will, steigt wieder aus. Mit ArbeitPlus als der Agentur, die das ALG-II auszahlt, ist vorher vereinbart worden, dass es keine Sanktionen gibt. Und Arbeit-Plus zahlt denjenigen, die auch im zweiten Halbjahr weitermachen, weiter ihr ALG-II plus ein paar Euro extra: Die meisten Maßnahmen laufen als sogenannter Ein-Euro-Job, in diesem Fall auch länger als sechs Monate.


250.000 Startgeld von Equal

Zum Team gehören aber auch eine erfahrene Tierpflegerin und ein Sozialarbeiter. Ein Projekt, dass die Aids-Hilfe nicht mit Bordmitteln stemmen kann. So fließen 250.000 Euro von Equal. Dabei handelt sich um Mittel des Europäischen Sozialfonds. Equal, »das Innovationslabor der EU«, wie Projektberater Horst Eckart Gross vom Equal-Büro in Bonn betont, hatte zwischen 2002 und 2007 insgesamt 3,6 Milliarden Euro zur Verfügung. Für Deutschland waren das 500 Millionen, die Bundesregierung legte noch mal 500 Millionen Euro drauf: Macht eine Milliarde Euros. Mit dem Geld sollten und sollen noch bis Ende 2007 Impulse für den Arbeitsmarkt gesetzt werden. Über das Unterprojekt ›Link up‹ würde die Aids-Hilfe 250.000 Euro Förderung bis Ende 2007 erhalten.

Wenn die Tierpension denn überhaupt an den Start gehen kann. Denn der Standort Schmetterlingsweg wird nicht von allen gerne gesehen. Ende November hat die Aids-Hilfe einen Bauantrag gestellt – das Haus muss noch umgebaut und Hundehütten müssten auf dem Gelände errichtet werden. Doch der ist noch nicht entschieden. Der direkte – und einzige – Nachbar ist gegen die Tierpension. Er hat bereits öffentlich protestiert. Nun ist von zwei Gegengutachten die Rede: eines soll den entstehenden Lärm prognostizieren, das andere sich mit der Traumatisierung der Kinder durch Hunde beschäftigen.

»Wir haben die einvernehmliche Lösung gesucht. Bisher war das nicht möglich«, berichtet Peter Struck. Darüber, wogegen sich der Nachbar eigentlich wehrt, gegen die Hunde oder gegen die künftigen Mitarbeiter der Tierpension, darf kräftig spekuliert werden. Der Verdacht, dass es eigentlich eher darum geht, dass man keine HIV-Positiven als Nachbarn haben will, liegt nahe: Denn Lärm ist auch jetzt schon reichlich da. Die Autobahn ist in unmittelbarer Nähe. Zudem hat der Nachbar auf seinem Gelände einen hohen Lärmschutzwall Richtung Autobahn und damit auch Richtung Tierpension errichtet.

Ob Kinder durch Hunde traumatisiert werden können, ist auch eine spannende Frage. Nun macht Struck nicht den Eindruck, sich mit den Nachbarn streiten zu wollen. Der Zaun soll Richtung Nachbarn »lärmtechnisch dicht gemacht« werden, wie Architekt Heribert Moers betont. Ingesamt werde der Zaun auf zwei Meter erhöht, Sichtblende inklusive.





Die Tierpension würde in unmittelbarer Nähe zur A2 entstehen, die im Hintergrund zu sehen ist