Webwecker Bielefeld: Hustedt02

»Es geht nur durchs Portemonnaie«



Michaele Hustedt
Wenn das Dosenpfand nicht kommt, prognotiziert Michaele Hustedt ein Brauereiensterben. Konsequenz: Das Einheitsbier




Ab 1. Januar 2003 wird in den Bereichen Bier, Mineralwasser und kohlensäurehaltige Erfrischungsgetränke auf Getränkedosen, Einweg-Glasflaschen, Getränkekartons sowie Einweg-Kunststoffflaschen ein Pfand erhoben werden. Der Bundesindustrie-Verband BDI kritisiert, das Zwangspfand koste in der kommenden Legislaturperiode über drei Milliarden Euro. Demgegenüber stehe nur eine marginale Entlastung der Umwelt. Auch die CDU hat angekündigt, sollte sie die Wahl gewinnen, kommt das Dosenpfand nicht.

Das ist interessant, weil es noch von Klaus Töpfer, einem ehemaligen CDU-Minister in der Verpackungsverordnung vorgesehen wurde als Konsequenz darauf, wenn die Mehrweg-Quoten nicht eingehalten werden. Jetzt wird diese Verordnung umgesetzt, weil es die Industie auf freiwilliger Basis nicht geschafft hat, die Mehrwegquoten zu stabilisieren. Stoiber hat ja, sollte man ihm glauben, auf einmal die Umwelt entdeckt. Da er wie ein Chamäleon seine Positionen ändert, vielleicht ist er ja auch an diesem Punkt einsichtig und kehrt zu der früheren CDU-Politik zurück.


Aber kostet das Dosenpfand tatsächlich drei Milliarden Euro? Sie dagegen sagen, langfristig würden 250.000 regionale Arbeitsplätze entstehen?

Und erhalten. Gerade die kleinen Brauereien in Deutschland begrüßen das Dosenpfand außerordentlich. Weil: Mit dem Vormarsch der Dose werden auch die kleinen Brauereien zerstört. Das würde dazu würden, dass in den Regionen – vor allem in Bayern im übrigen, wie Stoiber wissen sollte – viele Arbeitsplätze verloren gehen und stattdessen einige wenige große Brauereien übrig bleiben und wir alle Einheitsbier trinken müssen. Ich finde, dass ist es dann schon wert. Hinzukommt, dass wir die Vermüllung der Landschaft deutlich reduzieren und etwas für den Umweltschutz tun, weil wir durch das verstärkte Einsammeln die Recyclingquote erhöht wird.


Aber wenn Sie sagen, dass ist es wert, meinen Sie damit die prognostizierten drei Milliarden Euro Kosten?

Nein. Die Zahl stimmt bei weitem nicht. Es ist viel weniger.


Frau Hustedt, sie sind eine profilierte Politikerin im Energie-Bereich. In ihrem Zukunftsenergieprogramm erwähnen sie, die EU-Kommission in ihrem Vorhaben zu unterstützen, Steinkohlesubventionen in der EU bis zum Jahr 2010 beenden zu wollen. Gleichzeitig erwähnen Sie, auf dem Weltmarkt sei genügend Kohle vorhanden. Wie ist das zu verstehen? Deutschland als ökologisch sauberes Land, während in China die Menschen unter Steinkohlewolken wandeln?

Nein. Das ist so zu verstehen, dass die Kohlelobby immer mit dem Argument kommt, wir brauchen den deutschen Steinkohlebergbau, um Versorgungssicherheit darzustellen. Dieses Argument, es gibt weltweit genügend Märkte, auf denen man Kohle kaufen könnte, wenn man denn wollte, zielt dagegen. Sprich: dass das ein blödsinniges Argument ist, wegen Versorgungssicherheit den überteuerten Steinkohlebergbau in Deutschland aufrecht zu erhalten. Unser grünes Konzept basiert aber nicht darauf, dass wir zunehmend auf Import-Steinkohle setzen, wenn wir Energie produzieren. Sondern wir wollen die Energieeinsparung, die Kraft-Wärme-Koppelung, die Brennstoffzelle – das ist vor allem dann Gas – und die erneuerbaren Energien.