Webwecker Bielefeld: israel03

Zweierlei Israel (Teil 3)



Zuckermann antwortete, ihm sei bewusst, dass er keine Hoheit über seine Worte habe. Sprich: Seine Sätze könnten aus dem Kontext gerissen und bewusst anders verstanden werden. Zuckermann stimmte Ebermann in seiner Annahme der Unterschiedlichkeit der Sprechorte zu, ergänzte die Idee durch so etwas wie Wahrnehmungsorte des Gesagten. Aber die Schlussfolgerung könne nicht lauten, nicht mehr zu reden. Eine Kritik an Möllemann sei zwar richtig und wichtig, aber so sehr wie Möllemann Sharon als Feindbild brauche, benötige Sharon auch Möllemann, um die angebliche weltweite Bedrohung der Juden zu belegen.









Ideologische Debatte ohne Wirklichskeitsgewinn


Kommentar von Manfred Horn

Zuckermann erweist sich als weitsichtiger Strukturalist des israelisch-palästinensischen Problemgemenges. Er sagt Dinge, die nur ein israelischer Jude sagen kann, ohne gleich in den Verdacht zu geraten, ein Antisemit oder doch zumindest ein Antizionist zu sein. Zuckermann sagt, er sei kein Antizionist, weil dieses bedeuten würde, den Zionismus bereits in seiner Entstehung zu verurteilen. Zuckermann kritisiert den israelischen Staat konsequent und hält seine Finger in die Wunden. Und er hat die Souveränität – als in Tel Aviv lebender Jude nicht ungefährdet, Opfer eines Anschlags zu werden – eine Einigung mit der pälästinensischen Bevölkerung zu fordern. Seine differenzierte Argumentation, das Stellen zahlreicher Fragen, hebt ihn angenehm ab von der ideologischen Debatte, die in Deutschland gerne und breit über Israel geführt wird.