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Heiß begehrte Arktis (02.03.2005)






Ansgar Walk gilt als Experte für die Natur, die Kunst und die Menschen der kanadischen Arktis. Mit seiner Frau Ulrike hat er im ewigen Eis bei Temperaturen von bis zu 55 Grad minus eine zweite Heimat gefunden. (Foto: Ansgar Walk)

(bielefeld bewegt) »Es gibt Menschen, die kommen zweimal in die Arktis: zum ersten und zum letzten Mal. Und es gibt viele wie uns, die es immer wieder dorthin zieht«, sagt Ansgar Walk. Für den 75-jährigen Bielefelder und seine Ehefrau Ulrike (68) ist die Arktis längst zu einer zweiten Heimat geworden. Seit 1995 haben die beiden fünfzehn ausgedehnte Reisen durch den kanadischen Nordosten unternommen – eine Region mit Temperaturen bis zu minus 55 Grad, mit Schnee und Eis von Oktober bis Juni, mit Monaten der völligen Dunkelheit. »Wir haben uns wohl mit dem Virus arcticum infiziert«, schmunzelt Ansgar Walk. Und mehr noch: Der promovierte Naturwissenschaftler hat inzwischen im Bielefelder Pendragon Verlag sechs Bücher über die Arktis in ihrer ganzen Faszination veröffentlicht. Er hält bundesweit Vorträge und gilt als Experte für Natur, Kultur und Menschen im Land der Polarbären.

Entfacht wurde das Arktisfieber der Eheleute Walk 1994 beim Besuch eines Museums im kanadischen Winnipeg. »Dort entdeckten wir Skulpturen zeitgenössischer Inuit-Kunst, die uns spontan begeisterten und in uns den Wunsch weckten, die Künstler kennen zu lernen«, erinnert sich der Chemiker und Apotheker, der bis zu seiner Pensionierung Generalbevollmächtigter des Pharmakonzerns ASTA Medica war. Zurück in Bielefeld begannen Ansgar und Ulrike Walk, sich intensiv mit der kanadischen Arktis zu befassen. Ein Jahr lang planten sie die Reise, die sie im Sommer 1995 erstmals in das spätere Territorium Nunavut führte, dessen nördlichster Punkt nur noch etwa 700 Kilometer vom Nordpol entfernt liegt.


Inuit - »Wesen mit Seele« lieben lernen

Nunavut bedeckt 20 Prozent der Landmasse Kanadas und ist mit einer Fläche von zwei Millionen Quadratkilometern sechsmal so groß wie Deutschland. Dagegen ist die Zahl der hier ansässigen Menschen eher spärlich: In 28 Siedlungen leben weniger als 30.000, davon etwa 25.000 Ureinwohner, die Inuit. Ursprünglich wurden die Ureinwohner der Polarregionen unter dem Begriff Eskimos zusammengefasst, was übersetzt soviel wie »Rohfleischesser« bedeutet. »Diese Bezeichnung empfanden die Menschen in der kanadischen Arktis verständlicherweise als sehr abwertend, sie nennen sich selbst Inuit – Wesen mit Seele«, erläutert Ansgar Walk.

Schnell haben die beiden Bielefelder die »Wesen mit Seele« lieben gelernt. Bereits bei ihrem ersten Aufenthalt haben sie bei einer Inuit-Familie gelebt, haben sogar eine Siedlung besucht, in der zuvor noch nie ein Tourist gewesen ist. »Wir sind überall sehr offen und warmherzig aufgenommen worden«, sagt Ulrike Walk und fügt hinzu: »An der Arktis faszinieren uns das unvergleichliche Licht, die Schönheit der Landschaft und die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt. Doch vor allem sind es die Inuit selbst, denen unser Herz gehört.«