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Weltreligion Coca Cola (26.04.2006)





Zucker, kein Brot und Peitsche: Siegfried Pater hat allerlei Unrat hinter den Fassaden des Weltkonzerns entdeckt



Am gestrigen Dienstag berichtete der Journalist Siegfried Pater in der Universität über seine Ermittlungen in Sachen Coca Cola. Er hat über die braune Brause ein Buch geschrieben, zur Zeit arbeitet er an einem Film über den Konzern, der aktuell unter anderem für seine Unternehmenspolitik in Kolumbien und Indien in der Kritik steht.


Von Mario A. Sarcletti

In den 60er Jahren war Siegfried Pater Entwicklungshelfer in Brasilien. Die Bilder, die er von dort mitnahm, haben sein Leben verändert. »Ich sah Kinder sterben, unglaubliche Armut und Arbeiter auf den Zuckerrohrplantagen, die geschlagen wurden. Da habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie es zu dieser Ungerechtigkeit kommt«, beschreibt Pater, was der Brasilienaufenthalt bei ihm auslöste.

Nach dem beschloss er Volkswirtschaftslehre zu studieren. »Man lernt das System von innen kennen und dass die Ungerechtigkeit nicht naturgegeben ist«, empfahl er das Studium auch den etwa dreißig Studierenden, die zu seinem Vortrag im Rahmen des »Politischen Dienstags« des AStA gekommen waren. Mit dem erworbenen Wissen begann Pater, sich Musterbeispiele der Globalisierung vorzuknöpfen. Er recherchierte zu den Themen Organ- und Bluthandel, vor etwa zwanzig Jahren war der McDonalds Konzern dran, dem er nachwies, dass für US-Frikadellen der Regenwald in Costa Rica abgeholzt wird.

Auf Coca Cola stieß er unter anderem wegen der Schadenersatzklage eines Richters aus Neubrandenburg, der den Brauseproduzenten verklagte, da er wegen übermäßigen Konsums des Getränks an Diabetes erkrankte. »Coca Cola macht diesen Menschen jetzt systematisch kaputt«, beschreibt Siegfried Pater die Reaktion des Konzerns auf die Klage. So habe der eine eigene Nachrichtenagentur, die unter wechselndem Namen die Medien mit »Informationen« über den Kläger versorgt. »Der wird überall als raffgierig dargestellt, dabei hat er auf den niedrigsten möglichen Schadenersatz, 5000 Euro, geklagt«, erläutert Pater die Wirkung der »Nachrichtenagentur«.

Zu Beginn seines Vortrags beschreibt Pater, was man mit Coca Cola so alles machen kann: Die Brause wirkt als Rostlöser, WC-Reiniger und wird weltweit als Mittel zur Empfängnisverhütung eingesetzt. »Das Neueste ist, dass Cola in Indien als Insektizid eingesetzt wird«, sagt Pater und fügt hinzu: »Man sollte sich schon die Frage stellen, ob man das trinken soll«.

Das Getränk habe jede Menge Nebenwirkungen, behauptet Pater, den »Beipackzettel« könne man sich im Internet herunterladen. Denn entgegen der Legende ist das Rezept nicht geheim. »Es ist unglaublich, wie man mit so einem Mythos die ganze Welt täuschen kann«, staunt Pater. In dem Rezept ist nachzulesen, dass das Getränk vor allem aus Zucker besteht. »In einem 0,33 Liter-Glas sind sage und schreibe zwölf Stück Würfelzucker, das sind 10,6 Prozent«, erklärt er. Würde man so viel Zucker in die gleiche Menge Tee geben, wäre der ungenießbar.


Militär als Werbeträger

Die Risiken und Nebenwirkungen der Limonade sind für Siegfried Pater aber nicht das Schlimmste. »Für mich der schlimmste Punkt ist, dass die Kriege der USA immer von Coca Cola begleitet wurden«, sagt Pater. Das Getränk, das während des amerikanischen Bürgerkriegs als Ersatzdroge für Morphiumsüchtige erfunden wurde, habe das Militär als besten Werbeträger erkannt. So würden Mitarbeiter des Konzerns in Offiziersuniformen gesteckt, nach dem Krieg zögen sie die aus und bauten Abfüllanlagen. So habe es der Konzern geschafft, in allen Ländern der Erde, außer in Nordkorea, vertreten zu sein.